Leben mit Demenz – Tipps für Angehörige und Betreuende
Demenz ist eine Erkrankung, die nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen und Pflegekräfte vor grosse Herausforderungen stellt. Der richtige Umgang mit Demenzkranken ist wichtig, um das Zusammenleben für alle Beteiligten so angenehm wie möglich zu gestalten. In diesem Artikel geben wir Ihnen hilfreiche Tipps und Informationen, wie Sie als Angehöriger oder Pflegekraft den Alltag mit Demenzkranken meistern können.
1. Verständnis für die Erkrankung entwickeln
1.1 Informieren Sie sich über das Krankheitsbild
Um mit Demenzkranken richtig umzugehen, ist es wichtig, sich über das Krankheitsbild zu informieren. Es gibt verschiedene Organisationen und Stiftungen, wie zum Beispiel die Alzheimer-Stiftung, die Ihnen Informationen und Ratschläge zum Thema Demenz bieten. Je mehr Sie über die Erkrankung wissen, desto besser können Sie die betroffene Person verstehen und werden sicherer im Umgang mit ihr.
1.2 Akzeptieren Sie die Veränderungen
Demenz verändert das Leben der betroffenen Person und auch das Leben der Angehörigen. Akzeptieren Sie diese Veränderungen und passen Sie sich an die neuen Umstände an. Jeder Mensch geht anders mit der Diagnose Demenz um, und es ist wichtig, dies zu akzeptieren und die betroffene Person in ihrem individuellen Verhalten zu unterstützen.
1.3 Verständnis für herausforderndes Verhalten
Menschen mit Demenz können unvorhersehbar und herausfordernd im Verhalten sein. Verstehen Sie, dass diese Verhaltensweisen auf die Erkrankung zurückzuführen sind und nicht persönlich gemeint sind. Versuchen Sie, die Ursachen für solche Verhaltensweisen zu identifizieren und entsprechend darauf zu reagieren.
2. Kommunikation und Interaktion mit Demenzkranken
2.1 Angepasste Kommunikation
Sprechen Sie langsam, in kurzen Sätzen und in einfachen Worten. Halten Sie in Gesprächen Blickkontakt und achten Sie darauf, nur eine Sache auf einmal zu sagen oder zu fragen. Vermeiden Sie "Warum, Weshalb, Wann und Wo"-Fragen und zeigen Sie Anerkennung für das, was gelungen ist. Weisen Sie nicht auf Fehler hin.
2.2 Einfühlungsvermögen zeigen
Versuchen Sie, sich in die Lebensrealität der betroffenen Person hineinzuversetzen und ihre Gefühle und Bedürfnisse nachzuvollziehen. Zeigen Sie Verständnis und gehen Sie einfühlsam auf die betroffene Person ein. Geben Sie Sicherheit und Orientierung durch vertraute Routinen, Strukturen und Kommunikationsmuster.
2.3 Gemeinsame Aktivitäten
Gestalten Sie gemeinsame Aktivitäten, die den Interessen und Fähigkeiten der betroffenen Person entsprechen. Dabei können sowohl kognitive als auch motorische Fähigkeiten gefördert werden. Fördern Sie die Selbstständigkeit der betroffenen Person, indem Sie ihr Aufgaben übertragen, die sie noch bewältigen kann.
3. Tagesstruktur und Alltagsbewältigung
3.1 Feste Tagesabläufe und Routinen
Menschen mit Demenz benötigen eine Tagesstruktur mit festen Tagesabläufen, Ritualen und einfachen Regeln. Das liefert Orientierung und Sicherheit. Aktivitäten oder Aufgaben sollten jede Woche am selben Tag zur selben Zeit stattfinden. Dasselbe gilt auch für die Mahlzeiten.
3.2 Unterstützung im Alltag
Unterstützen Sie die betroffene Person bei alltäglichen Aufgaben wie der Körperpflege, der Nahrungsaufnahme oder dem Anziehen. Passen Sie dabei die Hilfestellung an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der betroffenen Person an. Fördern Sie auch die Selbstständigkeit, indem Sie der betroffenen Person Aufgaben übertragen, die sie noch bewältigen kann.
3.3 Umgang mit Orientierungslosigkeit
Orientierungslosigkeit gehört zu den häufigen Symptomen von Demenz. Unterstützen Sie die betroffene Person, indem Sie Orientierungshilfen wie Wandkalender, grosse Uhren oder farbliche Markierungen anbringen und einfache Erklärungen geben. Zeigen Sie Verständnis für die Rat- und Orientierungslosigkeit und versuchen Sie, möglichst viel Sicherheit und Orientierung zu bieten.
4. Emotionale Unterstützung
4.1 Einfühlungsvermögen und Geduld
Zeigen Sie Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse der betroffenen Person und gehen Sie einfühlsam auf sie ein. Üben Sie Geduld, auch wenn das Verhalten der betroffenen Person herausfordernd sein kann. Bleiben Sie ruhig und gelassen, auch wenn die Situation schwierig ist.
4.2 Positives betonen
Sprechen Sie im Umgang mit der betroffenen Person über positive Themen und loben Sie sie für ihre Erfolge und Stärken. Erinnern Sie die betroffene Person an schöne Erlebnisse und fördern Sie so ihr Selbstwertgefühl und Wohlbefinden.
4.3 Beruhigende Massnahmen
Schaffen Sie eine entspannte Atmosphäre und verwenden Sie beruhigende Massnahmen wie sanfte Musik, entspannende Düfte oder beruhigende Berührungen, um die betroffene Person zu beruhigen und Unruhe zu reduzieren.
5. Unterstützung für Angehörige und Pflegekräfte
5.1 Informationsbeschaffung und Schulungen
Informieren Sie sich über das Krankheitsbild und die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten für Angehörige und Pflegekräfte. Es gibt spezielle Schulungen und Kurse, die Ihnen hilfreiche Tipps und Informationen im Umgang mit Demenzkranken vermitteln.
5.2 Selbstfürsorge und Entlastung
Achten Sie auf Ihre eigene körperliche und mentale Gesundheit und sorgen Sie für regelmässige Auszeiten und Entlastung. Wenden Sie sich an Fachstellen, Selbsthilfegruppen oder Pflegeberatungsstellen, um Unterstützung und Hilfe im Umgang mit der Demenzbelastung zu erhalten.
5.3 Inanspruchnahme von Hilfsangeboten
Scheuen Sie sich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei es durch professionelle Pflege- und Betreuungsangebote oder durch Unterstützung im Haushalt. Viele Hilfsleistungen können durch einen Pflegegrad finanziert werden, und es gibt zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsangebote für Angehörige und Pflegekräfte.
6. Anpassung des häuslichen Umfelds
6.1 Demenzgerechte Raumgestaltung
Passen Sie das häusliche Umfeld an die Bedürfnisse der betroffenen Person an und gestalten Sie die Wohnräume demenzgerecht. Achten Sie dabei auf eine übersichtliche und funktionale Einrichtung, gute Beleuchtung und Orientierungshilfen.
6.2 Sicherheitsmassnahmen
Sorgen Sie für ausreichende Sicherheit im häuslichen Umfeld, beispielsweise durch das Anbringen von Handläufen, rutschfesten Bodenbelägen oder Sicherheitsgittern an Fenstern und Treppen. Überprüfen Sie regelmässig die Umgebung auf mögliche Gefahrenquellen und passen Sie diese gegebenenfalls an.
7. Freizeitgestaltung und soziale Kontakte
7.1 Gemeinsame Aktivitäten und Hobbys
Gestalten Sie gemeinsame Freizeitaktivitäten, die den Interessen und Fähigkeiten der betroffenen Person entsprechen. Fördern Sie die Selbstständigkeit und das Selbstwertgefühl der betroffenen Person, indem Sie ihr Aufgaben übertragen, die sie noch bewältigen kann.
7.2 Pflege sozialer Kontakte
Unterstützen Sie die betroffene Person dabei, soziale Kontakte zu pflegen und regelmässig Freunde und Verwandte zu treffen. Soziale Interaktion ist für das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz sehr wichtig und kann dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
8. Medizinische Versorgung und Therapieangebote
8.1 Regelmässige ärztliche Kontrolle
Sorgen Sie dafür, dass die betroffene Person regelmässig ärztlich untersucht wird und die notwendige medizinische Versorgung erhält. Dies umfasst auch die regelmässige Überprüfung der Medikation und die Anpassung der Therapie an den aktuellen Krankheitsverlauf.
8.2 Inanspruchnahme von Therapieangeboten
Nutzen Sie verschiedene Therapieangebote wie Ergotherapie, Physiotherapie oder Logopädie, um die kognitiven und motorischen Fähigkeiten der betroffenen Person bestmöglich zu erhalten und zu fördern. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt oder Ihrer Krankenkasse über die verschiedenen Angebote und deren Kostenübernahme.
9. Rechtliche und finanzielle Aspekte
9.1 Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung
Sorgen Sie dafür, dass eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung für die betroffene Person erstellt werden. Damit können Sie sicherstellen, dass im Falle einer Entscheidungsunfähigkeit die Wünsche und Vorstellungen der betroffenen Person berücksichtigt werden.
9.2 Finanzielle Hilfen und Unterstützung
Informieren Sie sich über finanzielle Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten, die Ihnen im Rahmen der Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz zur Verfügung stehen. Dazu gehören beispielsweise Pflegegeld, Verhinderungspflege oder Entlastungsbeträge. Wenden Sie sich an Ihre Pflegekasse oder Pflegeberatungsstelle, um mehr über die verschiedenen Angebote und deren Voraussetzungen zu erfahren.
10. Unterstützung bei der Entscheidung für eine stationäre Pflege
10.1 Abwägen von Vor- und Nachteilen
Wenn die häusliche Pflege und Betreuung der betroffenen Person nicht mehr ausreichend möglich ist, kann ein Umzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung in Betracht gezogen werden. Wägen Sie die Vor- und Nachteile einer solchen Entscheidung sorgfältig ab und beziehen Sie dabei die Bedürfnisse und Wünsche der betroffenen Person mit ein.
10.2 Auswahl der geeigneten Pflegeeinrichtung
Bei der Auswahl der geeigneten Pflegeeinrichtung sollten Sie auf verschiedene Faktoren achten, wie zum Beispiel die Lage, die Ausstattung und das Betreuungsangebot. Informieren Sie sich über spezielle Demenz-Pflegeeinrichtungen und besuchen Sie mehrere Einrichtungen, um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen.
Das Leben mit einem Demenzkranken kann sowohl für Angehörige als auch für Pflegekräfte eine grosse Herausforderung darstellen. Mit den richtigen Tipps und Unterstützung können Sie jedoch den Alltag mit Demenzkranken so angenehm wie möglich gestalten und eine hohe Lebensqualität für alle Beteiligten sicherstellen.